News & Kommentare
Kommentar zu den Schweizer Glasfaser-/FTTH-Ausbauplänen
Zürich, 7. Juli 2024
Am 8. Februar 2024 hatte Swisscom eine Kommunikation zum FTTH-Ausbau lanciert. Sie behauptet: «Swisscom setzt den Ausbau von Glasfaser konsequent fort und läutet das Ende des Kupfernetzes ein: Bis Ende 2025 soll die Glasfaserabdeckung auf 57% und bis Ende 2030 auf 75 bis 80% wachsen, während das Kupfernetz parallel dazu sukzessive ausser Betrieb genommen wird». Nach 2030 solle der FTTH-Ausbau dann langsamer und der Breitbandausbau ggf. mit anderen Technologien wie Mobile oder Satellit komplettiert werden. Gerade die strukturschwachen Randregionen sind nach wie vor mit einer Landflucht der jungen Personen konfrontiert. Arbeitsplätze sind in Randregionen nicht gesichert, erst recht nicht, wenn die Kommunikationsinfrastrukturen nicht bedarfs- und zeitgerecht nachgezogen werden.
Im März 2024 wurde vom Europäischen FTTH Council die Rangliste der FTTH-Penetration in Europa publiziert. Die Schweiz placiert auf Rang 34 von 39! Es sind also 1.841Mio Wohneinheiten erschlossen worden und darauf nutzen nur 920'000 Kunden Services über diese Infrastrukturen. Die Take Rate beträgt also 50%. Die Schweiz hinkt entsprechend im Europäischen Umfeld in FTTH-Ausbauten stark hinterher. Es darf dazu statuiert werden, dass die Breitbandversorgung in der Schweiz gut ist und ein Grossteil der Bevölkerung, auch aufgrund von HFC-Kabelnetzen sowie sehr guter Mobile-Versorgung, anständige Breitbanddienste nutzen kann. Randregionen und in der ländlichen Schweiz verbreitete Streusiedlungen sind davon leider oft ausgenommen. Der FTTH-Ausbau findet nach wie vor in den urbanen Zonen statt - und somit als parallel-Infrastruktur zu bestehenden, leistungsfähigen HFC-Netzen. Teure Investitionen in die ländliche Schweiz werden, von ein paar Ausnahmen, leider nach wie vor aufgrund der hohen Kosten vermieden.
Swisscom ist nebst dem FTTH-Ausbau nach wie vor mit dem Glasfaserstreit beschäftigt und ist mit rund 600'000 falsch verlegten Point-to-Multipoint FTTH-Anschlüssen konfrontiert, die sie nicht vermarkten darf. In den vor Herbst 2022 den TU (Total Unternehmen) zugeteilten Ausbaulosen wird in einigen Gemeinden nach wie vor Point-to-Multipoint fertiggebaut, damit diese dann gleich blockiert und stillgelegt werden. Diese dürfen gemäss WEKO-Verordnung nicht vermarktet werden und sind somit solange blockiert, bis der Umbau zu Point-to-Point stattgefunden hat.
Die Schweiz zählt laut statistischem Amt rund 4.810Mio Nutzungseinheiten. Darunter werden Wohnungen und Arbeitsstätten verstanden. Wir wissen jedoch, dass der Zubau von Wohneinheiten aufgrund der Zuwanderung stark ausgebaut wird. Die reinen Wohneinheiten betrugen 2023 rund 4Mio. Nehmen wir diese mit 100% an.
Es kann davon ausgegangen, dass über 90% der FTTH-Ausbauten durch Swisscom erfolgt. Swiss FibreCo, Sunrise, Salt, EVUs, Swiss4net, Gemeinden und andere Infrastruktur-Akteure haben leider nur beschränkt Mittel und Möglichkeiten, FTTH in spezifischen Gebieten auszurollen. Dazu kommt, dass insbesondere die grossen Anbieter Sunrise und Salt andere Prioritäten haben, als grossflächig in FTTH zu investieren. Leider ist dies schade, aber beide fokussieren sich klar auf ihre Mobilnetze und deren Ausbau. Beide Akteure kauften sich bereits bei Swisscom ein und haben FTTH-Fasern präventiv als IRU (Irreversible Right of Use) gesichert. Somit ist klar, dass Swisscom die einzige Firma ist, die in der Schweiz grossflächig in FTTH-Infrastrukturen investiert. Einen Zwang dazu hat sie indes nicht! Die Grundversorgung wird in Breitbandbreite definiert. Vergleiche dazu auf der Grundversorgungskonzession von BAKOM.
Die Swisscom muss laut unseren Berechnungen mindestens CHF 700'000 in den FTTH-Ausbau jährlich investieren, um ihr Ausbauziel von 75% per Ende 2023 zu erreichen. Dazu kommen noch die Umbauten von Point-to-Multipoint nach Point-to-Point. Dies wird nochmals ca CHF 1Mrd. kosten. Wir werden also beobachten und sehen, wie schnell Swisscom wirklich bauen wird, ob sie in ein paar Jahren verlangsamt und den Rest der Schweiz stehen lässt oder wie sie die Grundversorgung umzusetzen gedenkt. Wir erinnern uns daran, dass Swisscom derzeit im Glasfaserstreit das Verfahren an das Bundesgericht weitergezogen hat und die Zuständigkeit der WEKO bzgl. der FTTH-Verfügungen in Frage stellt. Es ist also mit weiteren Verzögerungen zu rechnen sein. Die Schweiz wird zwar bezüglich Glasfaserversorgung schneller als Deutschland am Ziel sein, aber in der FTTH-Council Rangliste sich noch länger im hinteren Drittel befinden.
Sollte die Schweiz vollständig mit FTTH-Anschlüssen ausgebaut werden, sind ab heute mindestens CHF 11Mrd. Kapital im Point-to-Point FTTH-Verfahren nötig. Das beinhaltet den Ausbau von rund 2'000 Gemeinden mit etwa 2.7Mio Nutzungseinheiten (Wohnungen und Arbeitsstätten kombiniert). Das wäre der finale Endstand aus heutiger Sicht. Wir wissen aber, dass jährlich mehrere 10'000 Wohneinheiten zugebaut und erschlossen werden müssen. Grösstenteils sind diese in günstiger zu erschliessenden Zonen.
Was | Quelle | Anzahl/Werte | Kommentare |
Wohneinheiten Schweiz | FTTH Council | 4'003'958 | 100% |
FTTH Ausbau (Homes passed) | FTTH Council | 1'841'821 | 46% |
zu bauende FTTH-Wohneinheiten | Berechnung VSENG | 2'162'137 | 54% |
Swisscom FTTH Ausbauplan bis Ende 2030 | Jahresbericht Swisscom 2023 | 3'002'969-3'203166 | 75-80% |
Ausbau FTTH-Swisscom bis Ende 2023 | Schätzung VSENG | 1'600'000 | |
Ausbau 2024-2030 FTTH Swisscom | Schätzung VSENG | 1'400'000 | |
Ausbaugeschwindigkeit FTTH Swisscom | Schätzung VSENG | 200'000/Jahr | |
FTTH Baukosten pro Wohneinheit durchschnittlich mit Point-to-Point Ausbau-Standard | Berechnungen VSENG | CHF 3'500.-/Wohneinheit | |
FTTH-Kosten für Swisscom pro Jahr | 200'000xCHF 3'500 | CHF 700'000.- | |
Swisscom Investitionsbudget 2023 für 2024 | Swisscom Jahresbericht 2023 | 1'700Mi0CHF in der Schweiz | für alle Vorhaben (nicht nur FTTH) |
Total Fiber Rest-Investitionsbedarf Schweiz für 4.8Mio. Nutzungseinheiten im FTTH P2P-Ausbauverfahren | Berechnungen VSENG | CHF 11'000'000'000 | für 4.8 Mio. Nutzungseinheiten |
- FTTH Restausbau in städtischen Gebieten | Berechnungen VSENG | CHF 6 Mrd. | für 4.1 Mio. Nutzungseinheiten |
- FTTH Restausbau in ländlichen Gebieten | Berechnungen VSENG | CHF 1 Mrd. | für 0.2 Mio. Nutzungseinheiten |
- FTTH Restausbau in Randregionen | Berechnungen VSENG | CHF 4 Mrd. | für 0.5 Mio.Nutzungseinheiten |
Tabelle 20240707: VSENG-Berechnungen FTTH-Ausbau Schweiz.
Verwendete Quellen: Swisscom Ausbaupläne, FTTH-Council Ranking 2023, Swisscom Jahresbericht 2023
Kommentar zur Swiss FibreCo und FTTH-Trends
Zürich, 5. Juli 2024
Swiss Fibre Net AG hat laut ihrer Medien Mitteilung vom 4. Juli 2024 die neue Tochtergesellschaft Swiss FibreCo gegründet, um den stockenden FTTH-Ausbau in der Schweiz wieder anzukurbeln. Die FTTH-Ausbauten der Schweizer EVU, die in den letzten 17 Jahren den FTTH-Ausbau wesentlich angekurbelt haben, scheinen immer weniger Mittel zur Verfügung zu haben, um diese Infrastrukturen weiter auszubauen und Swisscom herauszufordern. Am 9. Juni 2024 hat das Schweizer Stimmvolk den beschleunigten Ausbau der alternativen Stromproduktion beschlossen (insbesondere Wasser, Solar und Wind). Damit werden die EVU weiter unter Druck gesetzt, ihre Investitionen in Strom-Infrastrukturen zu tätigen. ElCom, als deren Regulator, wird die EVU vermehrt kontrollieren und regulieren, um diese Vorhaben kosteneffizient voranzutreiben. In der EVU-Branche wird gemunkelt, dass von der heutigen rund 630 EVU in der Schweiz deren 50 überhaupt überleben werden. Zum Vergleich: In Deutschland sind etwa 300 EVU-Betriebe im Markt. Telecom-FTTH-Infrastrukturen werden deshalb von den Schweizer EVU eher depriorisiert werden. Diesen Trend hatte Swisscom schon länger beobachtet und auch ihre Ausbaugeschwindigkeit entsprechend gedrosselt. Deren Medienstelle verkündet natürlich anderes und dass Swisscom bis Ende 2030 rund 75-80% der Haushalte mit FTTH erschlossen sein sollen und die Kupferinfrastrukturen dekomissioniert werden sollen. Mit der Gründung von Swiss FibreCo könnte wieder etwas Schwung in den erlahmenden FTTH-Ausbau kommen. SAK (St.Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG) ist MInderheitsaktionärin und will in der Ostschweiz den Ausbau forcieren. Aus Kundensicht der Ostschweiz ist dies löblich. SAK hatte sich in der Vergangenheit mit FTTH-Ausbauten auch in Randregionen, nicht-Kernzonen, Erschliessung von Streusiedlungen etc. in ihren Netzgebieten einen Namen gemacht. Das ist SAK sehr positiv gutzuhalten! Swisscom erschliesst nämlich Randregionen sehr zögerlich. Gerade sie als Grundversorgerin sollte sich in den Randregionen, die natürlich weniger kommerziell-attraktiv sind, stark machen. Das tut sie leider nicht, sondern lässt andere die teuren Erschliessungen machen...Aus Staatssicht ist und ex-Monopolistin ist dies schon etwas verwerflich!
Kommentar zum WEKO-Entscheid vom 25. April 2024
Zürich, 25. April 2024
Die heutige Veröffentlichung der WEKO Busse zuhanden Swisscom in Sachen Glasfaserausbau P2P vs. P2MP (Point-to-Point 4-Fasermodell vs. Point-to-Multipint 1-Fasermodell) ist mit 18MCHF äusserst milde ausgefallen. Der Schaden für die involvierten Stakeholder ist wesentlich grösser. Für den Staat Schweiz ist es linke-rechte Hostentaschen-Aktion und gleicht einer Sonderdividende und kommt den Geschädigten nicht zugute. Swisscom argumentiert jetzt mit verlangsamten FTTH-Ausbau und 10% weniger Abdeckung. Sie weint sich in ihrer eigenen Pressemitteilung von heute schon präventiv aus, anstatt die sportliche Variante zu verfolgen und die Opportunitäten darin zu sehen und das Thema endlich und final zu beerdigen. Swisscom bekam jetzt sogar ein Argument, um ihre eigenen unrealistischen Ausbaupläne bis 2030 weiter nach hinten anpassen zu können. Ich bin ziemlich sicher, dass Swisscom den Entscheid ans Bundesverwaltungsgericht weiterziehen wird, um noch mehr Delay zu produzieren. Dies wird Jahre dauern. Anders kennen wir die Gerichts-Entscheidungsgeschwindigkeiten in der Schweiz nicht. Für die Schweizer Wirtschaft bleibt relevant, dass die Glasfaser-Infrastrukturen für alle Service Provider uneingeschränkt und gleichberechtigt zugänglich bleiben und nicht monopolisiert werden können. Erst dann kann echter Wettbewerb entstehen.
Marktverschiebungen März 2024
Zürich, 19. März 2024/24. Mai 2024
Swisscom hat im Februar beschlossen, Vodafone Italien für CHF 8Mia. zu akquirieren. Eine Anleihe über CHF 4Mia für diese Akquisition konnte Ende Mai 2024 frühzeitig abgeschlossen werden. Swisscom wird in Italien ihre Tochterfirma Fastweb mit Vodafone Italien fusionieren und zur Nummer 2 in Italien aufsteigen. Kurzfristig scheint dieser Kauf erfolgversprechend zu sein. Aber es stellen sich
langfristig schon einige strategische Fragen:
i) Warum verkauft Vodafone in Europa zunehmend ihre Landesorganisationen?
ii) Was beinhalten die Infrastrukturen in Italien wirklich im Festnetzbereich? Sind die gekauften Infrastrukturen mit den Glasfaser-basierten und DSL-Produkten von Fastweb kompatibel? Die Kabelnetze sind global eher im Sinkflug begriffen, da unterhaltsmässig zu teuer.
iii) Sind die geplanten technischen Synergien nicht zu teuer in der effektiven Umsetzung?
iv) Was machen die Konkurrenten und Technologieentwicklungen? Oder besser, welche neue Konkurrenten entstehen in welchen Bereichen?
Viele dieser Fragen bleiben unbeantwortet. Ich beobachte und melde seit einigen Jahren, dass Super- und Hyperscaler - insbesondere Microsoft mit M365/Teams - über die Pandemie hinweg plötzlich als neue Full-Service-Anbieter global präsent werden. Sie bieten Kunden wirkliche Kommunikationsmehrwerte, gewinnen erdrutschmässig Marktanteile und kreieren monopolistische Zustände und Abhängigkeiten .
Zusätzlich sind neue Technologieplayer am Start: Bplw. Starlink von Elon Musk. Wöchentlich starten SpaceX-Raketen mit vielen tieffliegenden Satelliten an Board und spannen sehr rasch ein alternatives Internet/Breitband-Netzwerk über die Welt. Andere, wie Amazon, versuchen sich diesbezüglich auch schon. Sie haben das Potenzial disruptiven Infrastruktur-Wettbewerb den bestehenden nationalen und regional agierenden Service Providern zu bieten. Noch sind die Bandbreiten nicht grossartig und preislich eher hoch angesetzt, aber die Latenzen scheinen bereits passabel zu sein. Das sind die neuen, globalen Anbieter, die den schwerelosen, nicht regulierten und freien Markt im Weltall nutzen, neu denken und definieren. Das ist freie Marktwirtschaft und wird nicht nur die Telecom-Industrie in den nächsten Jahren herausfordern und verändern.
Die Anwendungen von Starlink im Ukraine-Krieg sind heute bereits sichtbar und potenziell von einer Person abhängig. Das macht mir Sorgen. Elon Musk hat bereits bewiesen, dass er Services an bestimmten Orten freimütig ein- und ausschalten sowie globale Veränderungen nach persönlichem Gusto oder politischer Ausrichtung bestimmen könnte.
Die politischen Einflussnahmen durch die Weltall-Provider sowie deren Eigentümer werden zunehmen und kann demokratische Strukturen bedrohen.
Die Gesellschaften weltweit sind sehr stark gefordert! Der Call ist, dass freiheitsliebende Leute, wie ich einer bin, kritisch bleiben, sich nicht ergeben und die Freiheit des Internets bewahren helfen.
Re-Replik zu Fritz Sutter’s Kolumne im Swiss IT Magazin vom 6. September 2022
Re-Replik zu Fritz Sutter’s Kolumne im Swiss IT Magazin 6. September 2022
Da ich persönlich in der September Kolumne im Swiss IT Magazin von Fritz Sutter angesprochen bin, erlaube ich mir eine Re-Replik zu schreiben, da Fritz’ Kommentare und Kolumne wichtige Punkte offen lässt, die (auf-)geklärt werden müssen.
Fritz Sutter: Mein Kolumnenpartner, mit welchem ich seit gefühlt 1291 freundschaftlich verbunden bin, beklagt sich über die Situation im schweizerischen Telekommunikationsmarkt. Er sei – wie er über sich selbst schreibt – ein liberal denkender Mensch, findet jedoch die Marktsituation «unerträglich». Gleichzeitig fordert er, die Regulierer müssten sich vertiefter mit der Materie befassen. Ja, was denn nun, lieber Luzi: liberal oder staatlich? Vegan oder Bratwurst? Zur Erinnerung: Die Liberalisierung der Telekommunikation begann in der Schweiz mit dem Fernmeldegesetz von 1997. Seit nunmehr einem Vierteljahrhundert (!) entscheidet der Markt über Erfolg oder Misserfolg von Swisscom, UPC, Salt, Sunrise etc.
Antwort Luzi von. Salis: In der Tat, sind Fritz und ich freundschaftlich miteinander verbunden und tauschen uns regelmässig aus. Aufgrund unserer diametral verschiedenen Herkünfte und Erfahrungen im Telecom-Markt -Fritz war Strategie-Chef der Swisscom und ich parallel stellvertretender Geschäftsführer und Marketingleiter bei Colt Telecom- haben wir nach wie vor diametral verschiedene Ansichten zum Marktgeschehen sowie zur Rechtsprechung in der Telekommunikation. Das macht die Diskussion doch erst interessant.
Nun zum Markt: Der Markt kann nur so weit wirken, wenn eine wirkliche Liberalisierung stattgefunden hat. Wie wir alle wissen, haben dies die Schweizer Bundesbehörden effektiv nur sehr halbherzig getan. Der Markt hat es in langen 25 Jahren nicht geschafft, dass alternative Carrier/Provider nachhaltig in die Schweiz investieren und grössere Marktanteile holen können. Warum nicht? Weil die Rahmenbedingungen für Investoren offensichtlich zu unsicher sind und diese die verkorkste Liberalisierung, die jährlich wiederkehrenden Gerichtsgänge bis zum Bundesgericht (und fast jede wird von Swisscom verloren) von diesen Firmen nicht gewünscht sind. Die Unternehmen sind nicht bereit, diese ermüdenden Gerichtsgänge gehen zu müssen und jahrelang auf die zustehenden Gelder in Millionenhöhe zu warten. In den ersten zehn Jahren des «liberalisierten» Marktes, kämpften die alternativen Carrier (Colt, Verizon, Multilink, etc.) mit scharfen Messern gegeneinander und insbesondere gegen Swisscom, um Marktanteile und Kunden zu gewinnen. Dies funktionierte damals nicht schlecht, weil die Margen noch sehr hoch waren und Gelder für Anwälte und Gerichte aufgewendet werden konnten. Schon damals musste jedes Jahr bis zum Bundesgericht gekämpft werden. Die jährlichen Rückzahlungen seitens Swisscom für prohibitiv einkassierte Preise in jährlicher Millionenhöhe und bezahlte Gerichtskosten sprechen Bände und für sich. Das ist Fakt. Es wurden auch viele hunderte Millionen in die Netze und Technologien investiert. Ein wirklicher Wille des Bundes und der Politik für eine völlige Marktöffnung war schon damals nicht ganz vorhanden. Dies ist leider heute nach wie vor so.
Zur Liberalisierung und liberal sein: Da muss ich, wie oben beschrieben, voll widersprechen. Liberal kann man nur sein, wenn der Staat ganz seine Finger aus dem Business lässt und nur voll marktwirtschaftliche Zustände zulässt. Dabei darf der Staat selbst im Markt kein aktiver Marktteilnehmer sein! Fakt ist, dass der Bund Mehrheitsaktionär der Swisscom ist und derselbe Staat indirekt bei jedem Elektrizitätswerk mit Telecom-Abteilungen und Marktangeboten involviert ist. Einerseits sind der Bund bei Swisscom und die Kantone und Kommunen bei den EWs Mehrheitsaktionäre. Was für ein Irrsinn: Kantonale Unternehmen konkurrieren den Bund in einem sogenannt liberalisierten Markt. Der gleiche Bund stellt dann gleichzeitig noch die Wettbewerbsbehörde (WEKO), die Kommunikationskommission (ComCom) für die «unabhängige» Konzessionierung und Regulierung sowie das Bundesamt für Kommunikation BAKOM. Jetzt verstehe ich etwas nicht mehr, lieber Fritz: Wie geht jetzt das genau mit der Liberalisierung, Unabhängigkeit und offener Marktwirtschaft? Der Staat setzt die Rahmenbedingungen für einen sogenannten Markt, die Wettbewerbskontrolle, die Regierungsbehörde und ist gleichzeitig Marktakteur bei Swisscom und erwartet jährliche Dividendenzahlungen. Hier liegt offensichtlich alles im Argen und die Schweiz im Offside! Das kann niemand widerlegen und es gibt kein Land, das so «liberalisiert» wurde. Und mit «Good Governance» und Vorbildfunktion hat es gerade auch nichts zu tun.
Noch ein interessantes Beispiel: Warum hat die riesige Vodafone nie wirklich einen Schritt in die Schweiz gewagt? Die Schweiz ist ein weisser Fleck auf der Vodafone-Landkarte. Die andere Europäische grosse Telco-Unternehmung, die spanische Telefonica, versuchte es anfangs der 2000er Jahre und zog sich gleich wieder zurück. Auch die Deutsche Telekom schielte einige Male in die Schweiz und verwarf jedoch Gedanken, hierzulande aktiv zu werden. Und das ist alles kein Zufall!
Fritz Sutter: Interessant ist, dass Luzi von Salis von einer Definition der Marktbeherrschung ab 60 Prozent ausgeht. Wie er zu dieser «Definition» gelangt, ist unklar. Jedenfalls findet sich weder im Fernmeldegesetz noch im Kartellgesetz eine derartige Bestimmung. Art. 2 des Kartellgesetzes besagt lediglich, dass als marktbeherrschend Unternehmen gelten, die auf einem Markt als Anbieter oder Nachfrager in der Lage sind, sich von Mitbewerbern unabhängig zu verhalten. Wenn man den anhaltenden Preiskampf in der Telekombranche betrachtet, sind Swisscom (und auch die anderen Anbieter) meilenweit davon entfernt, marktbeherrschend zu sein.
Antwort Luzi von. Salis: Fritz Sutter hat im Punkt recht, dass die Marktbeherrschung in der Schweiz gesetzlich nicht geregelt sei - wohl mit guter Absicht! Das tönt jetzt bösartig, aber die äusserst professionelle Lobby-Arbeit von Swisscom hat dies auch so gesteuert. Wir kennen alle die entsprechenden Namen der Firmen und Personen, die für Swisscom politisch und rechtlich arbeiten und ständig in der Bundeshaus-Wandelhalle die Politiker «informieren». Das muss man können - Hier macht Swisscom für sich exzellente Arbeit.
Bezüglich Marktbeherrschung gibt es jedoch genügend nationale und internationale Literatur. Die EU sowie die Briten gehen vom 60%-Wert für Marktbeherrschung aus. Das war auch die Zahl, die in den vergangenen Rechtsverfahren verwendet wurden. In der EU wurde die 60% bezüglich Regulierungen angewandt und waren für die ex-Monopolisten immer schmerzhaft. Es hat auch mit dem Regulierungs-Mechan ex-ante resp. ex-post zu tun. In der Schweiz schaut man ex-post zurück, in den anderen Ländern voraus. Das ist ein wichtiger Unterschied für einen dynamisierten Markt. Andere Länder haben dies gut vorgemacht. Die Britische BT hat sich erstaunlich gut gemausert, sei es als BT Open Access (Infrastruktur Abtrennung analog zur Schweizerischen Kabel und Schacht AG-Idee) oder in den Servicegeschäften mit BT oder BT Global Services, etc. Mobile hatten die Briten damals in O2 konvertiert und voll privatisiert. So geht wirkliche Liberalisierung und nicht nach dem Schweizer Murks-Modell.
Anbei drei spannende Links bezüglich Marktbeherrschung, Regulierung und missbräuchlichem Verhalten. Hier wird beispielsweise ein Marktanteil von 70% als Super-Dominanz definiert:
- Aufsätze von Daniel Emch von Kanzlei Kellerhals-Carrard
- Von der Kanzlei McMahon Legal
- Von ITU
Das Schweizer Kartellgesetz, Art 2 besagt: «Als marktbeherrschende Unternehmen gelten einzelne oder mehrere Unternehmen, die auf einem Markt als Anbieter oder Nachfrager in der Lage sind, sich von andern Marktteilnehmern (Mitbewerbern, Anbietern oder Nachfragern) in wesentlichem Umfang unabhängig zu verhalten».
Und hier ist es offensichtlich so, dass sich Swisscom im Geschäftskundenbereich preislich und infrastruktur-technisch frei bewegen kann. Das ist der Grund, warum Swisscom seit über 20 Jahren B2B-Marktanteile von über 80% halten kann! Das hat nicht nur mit guten Produkten und Services von Swisscom zu tun! Dies ist gelebte Super-Super-Dominanz.
Somit muss hier mindestens für den Schweizerischen Geschäftskunden-Telecom-Markt festgehalten werden, dass der Markt nicht spielt und funktioniert. Wir sprechen hier eigentlich von einem gelenkten Marktversagen. Punkt. Soll jetzt der Staat mit Regulierung eingreifen? Eigentlich müsste er. Wir sprechen doch von einem CHF 4Mia. Markt. Das ist nicht unerheblich. Und wichtig ist: Das strukturelle Bund-Swisscom-Bakom-ComCom-Weko-EW-Kanton-Verbandelung-Markt-Problem muss strukturell gelöst werden. Ob der politische Wille wirklich dazu vorhanden ist, ist leider mehr als fraglich…
Fritz Sutter: Der Grund für den Erfolg von Swisscom könnte ja ganz anders begründet sein, nämlich in der Qualität und den Preisen der Produkte und Dienstleistungen. Darauf weisen die Rankings mehrerer Netztests unabhängiger Bewertungsfirmen hin: Beispielsweise im «Chip»-Mobilfunktest 2021, wo Swisscom in allen fünf Kategorien auf Platz 1 ist (Internet, Telefonie, Verfügbarkeit, Fernzüge und 5G). Oder im Connect-Festnetztest 2021, wo Swisscom Siegerin des Breitbandnetztests wurde. Im gleichen Jahr gaben Sunrise und UPC im Rahmen der angekündigten Fusion den Abbau von 600 Stellen bekannt.
Antwort Luzi von. Salis: Ich habe es immer wieder wiederholt, dass Swisscom sehr gute Services erbringt. Sie kann dies so aufrechterhalten, weil sie genügend Mittel dazu einsetzen und den Cashflow dafür erwirtschaften kann. Die Rahmenbedingungen des Staates für Swisscom sind eben idealisiert und hervorragend lobbyiert. Und trotzdem kann Sunrise auf beinahe identischem Level operieren. Aber, sie kann es nur, weil sie durch den Zusammenschluss mit UPC eine gewisse Grösse erreicht hat. Was sie immer noch nicht kann, ist den nötigen Cashflow zu produzieren, um ihre angekündigte Glasfaserinfrastrukturen in Randregionen effektiv zu bauen. Vermutlich ist sie -wie heute aufgestellt- immer noch etwas zu klein, um der Swisscom nachhaltig Marktanteile abzunehmen. Weitere Indizien im Markt sind die Konsolidierungen im Service Provider Umfeld. Kleine, mittlere und auch grössere Marktakteure gehen zusammen, werden verkauft und integriert, da das Geschäft im Infrastruktur- und Servicegeschäft zu kapitalintensiv ist, um es vermutlich profitabel betreiben zu können. Deshalb wäre es aus meiner Optik wichtig, die Swisscom voll zu privatisieren und dem wirklichen Markt auszusetzen und die Infrastrukturebene (bis Layer 1) in einer separaten Gesellschaft und unabhängig zu betreiben – Stichwort horizontale Separierung. Ich habe dies bereits in einer früheren Swiss IT Magazin Kolumne näher beschrieben.
Kommentar zum Weko-Verfahren Init7 vs. Swisscom
Zürich, 3. April 2022
Die Wellen bei Swisscom, Init7, den Amtsstuben von Weko, Verwaltungsgericht, etc. sind hoch. Nach wie vor ist ein vorsorglicher Gerichtsbeschluss gültig, der einen weiteren Glasfaser-Ausbau mit der Punkt-zu-Multipunkt-Methode nach Swisscom verhindert. Die alternativen Carrier sperren sich zurecht gegen die Monopolisierung der letzten Glasfasermeile. Swisscom versuchte schleichend und heimlich den Wettbewerb einzuschränken und nur noch BBCS-Services nach festgelegten Bandbreiten anzubieten sowie die gemeinsam am runden Comcom Tisch erarbeiteten Ausbaustandards auszuhebeln. Die alternativen Telecom gingen zurecht auf die Barrikaden und Init7 hat erfolgreich geklagt. Seit dem Beschluss im Dezember kann Swisscom ihren neuen FTTH-Ausbaustandard nicht mehr realisieren und wartet auf einen Entscheid.
SFN hat einen konstruktiven Vorschlag erstellt: Damit soll der FTTH-Ausbau nicht weiter blockiert werden. DieP2MP-Erschliessungsmethode solle nun doch gewährt werden - jedoch mit einer Ausnahme, dass einzelne Fasern Punkt-zu-Punkt für Nischenanbieter bei Bedarf zur Verfügung gestellt werden sollen. Damit würden die Vorinvestitionen in die PoP-Ausbauten nicht entwertet und die Technologiefreiheit der Angebote für alternative Anbieter, die nicht nur einfache B2C-Angebote realisieren wollen, gewährt. Bisher konnte sich Swisscom noch nicht bewegen, einen Kommentar abzugeben.$
Hoffentlich bietet Swisscom Hand, die Innovationen in der Schweiz nicht abzuwürgen und ihr monopolistisches Verhalten endlich abzustellen! Die Innovationen beleben nämlich den Markt zugunsten der Endkunden.
Wichtige Information bezüglich Coronavirus / COVID-19
Wichtige Information bezüglich des Coronavirus, Stand 18. März 2020, 12:30
Angesichts der ausserordentlichen Lage und aufgrund der zunehmenden Verbreitung von COVID-19 informiere ich Sie über die Massnahmen zur Sicherstellung meines Betriebs von salis engineering GmbH (VSENG).
Mir ist sehr viel daran gelegen, meine Kunden, Partner und Lieferanten vor einer Erkrankung zu schützen und damit auch einen sicheren und stabilen Betrieb zu gewährleisten.
- Ich erbringe Leistungen für alle Kunden ohne inhaltliche Einschränkungen.
- Ich bin präsent, suche den persönlichen Kontakt und gehe auf die aktuelle Situationen unserer Kunden ein.
- Ich nutze die Zeit für kontinuierliche, eigene Verbesserungen.
Mein Grundsatz ist: Physisch so viel Distanz wie möglich, kommunikativ so viel Nähe wie notwendig. Dazu arbeite ich wenn immer möglich im Home-Office.
Ich habe zusätzlich zu den vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) erlassenen Weisungen alle Massnahmen ergriffen, um mein Umfeld zu schützen und den Betrieb abzusichern.
- Ich bin so ausgerüstet, dass ich vom Home-Office aus arbeiten kann und für Sie auch dort wie gewohnt erreichbar bin.
- Besuche bei Kunden vor Ort oder in meinen Räumlichkeiten habe ich im Moment alle verschoben oder führe diese, wenn immer möglich, per Collaboration Tools durch (MS Teams, Skype, Skype for Business, Google Hangout, Zoom, GoTo, WebEx, etc.).
Zurzeit weise ich oder mein nächstes Umfeld und Familie keine Symptome der Erkrankung auf. Auch hat sich in der letzten Zeit niemand in besonders gefährdeten Gebieten aufgehalten.
Ich beobachte die Entwicklung des Coronavirus ständig und werde bei Bedarf die Massnahmen anpassen.
Mit besten Grüssen und bleiben Sie alle gesund!
Luzi von Salis, Geschäftsführer
Botschaft zum Jahresende
Zürich, 13.12.2019
Konsolidierende Märkte und Firmen, neu eintretende Wettbewerber und Hyperscaler, nationale Protektionisten und Protagonisten, intensivierte Digitalisierung, Industrie 4.x, sichere IoT Anwendungen, Cyberrisiken und -attacken und viele Themen mehr verändern unser Umfeld stark und halten uns mit überlebensnotwendigen Transformationen richtig auf Trab. Plötzliche Schieflagen oder Verkäufe von namhaften, etablierten Firmen befeuern die Medienlandschaft. Wichtige Entscheidungen müssen getroffen werden, um das längerfristige Überleben der Unternehmen zu sichern. Es betrifft alle! Vergessen Sie das nie.
- Menschen: Tragen Sie Sorge zu Ihrem Team und versuchen Sie Ihre Talente zu fordern, zu fördern und zu halten. Neues Fach-Personal zu finden ist schwierig und teuer. Entwickeln Sie Ihre Organisation und passen Sie diese der Situation an.
- Umfeld: Überprüfen Sie regelmässig Ihre Lage, machen Sie sich ein Bild der Umwelt und des Umfeldes Ihres Unternehmens und treffen Sie zeitnahe Entscheidungen. So oft beobachten wir, dass Firmenleitungen «auf dem linken Fuss» erwischt werden und zu schwanken beginnen.
- Plan: Arbeiten Sie immer mit einer Vision, Mission und einem Umsetzungs- oder Traktionsplan. Sonst entstehen Luftschlösser und Missverständnisse. Und Sie können Ihre Ziele nicht erreichen.
Hoffentlich bringt auch Ihnen das anstehende Jahr wieder viele erfrischende Ideen, kontinuierliche Traktion, innovative Projekte und schliesslich neue Geschäfte hervor. VSENG kann Sie dabei tatkräftig unterstützen!
Schlacht mit Huawei
Zürich, 23.5.2019
Die Schlacht um Huawei geht in eine weitere Runde. Nicht nur die Finanzchefin wird in Kanada festgesetzt. US Präsident Trump nimmt Huawei auf die schwarze Liste und zwingt die amerikanischen Grossunternehmen Google, Microsoft, etc die britische Firma ARM sowie weitere Unternehmen, ihre Lieferungen an Huawei einzustellen. 90 Tage bleiben dann trotzdem noch, um eine Ausphasierung vorzunehmen. Ganz über Nacht geht es halt doch nicht. Und ein Eigentor bezüglich Umsätzen für die amerikanischen Zulieferunternehmen ist es alleweil. China ist ein zu grosser Markt, um vernachlässigt zu werden. Nebst dem iPhone, Tablets und Laptops haben die Amerikaner ja nichts dagegen zu setzen. Jedenfalls gibt es keinen amerikanischen 5G-Ausrüster der in die Bresche springen könnte. Und mehr iPhones wird Apple in China aufgrund von Gegenmassnahmen auch nicht mehr absetzen. Eine schlechte Entwicklung für die USA zeichnet sich ab.
Nachdem Präsident Trump alle Staaten nötigt, ihre Verbindungen mit dem chinesischen Lieferanten einzustellen, da undokumentierte Spionagevorwürfe im Raum stehen, scheinen die Nerven allerseits immer blanker zu liegen. Keiner kennt die wahren Hintergründe genau. Jedenfalls wurden nur amerikanischen Herstellern und der NSA nachgewiesen, dass sie spioniert haben resp. sogenannte Backdoors implementiert haben. (Vergleiche dazu auch meine Kolumne im letzten Swiss IT Magazin resp. hier auf der Webpage).
Die Schwerter scheinen scharf geschliffen zu sein und die gegenseitigen Beschuldigungen steigen täglich. Fraglich ist, wer da überhaupt noch Gewinner oder Verlierer sein soll. Jedenfalls müssen überall die Gürtel enger geschnallt werden.
Die Schweizer Unternehmen tun gut daran, nicht eine der extremen Positionen zu verfolgen, sondern eine eigene Beurteilung der Lage zu machen und daraus die Schlüsse zu ziehen. Bisher machen dies die Schweizer Telcos gut und setzen weiterhin auf gemischten Einsatz der verschiedenen Anbieter. Sunrise setzt nach wie vor voll auf Huawei im Fest- und Mobilnetz. Auch Swisscom setzt den Anbieter vermehrt ein - aus Kosten- und Technologiegründen. Heikel wird die Zusatz-Kostenline von Sunrise sein, falls sie auf ihre angekündigten Pläne B, C und D schwenken müssen. Ganz spurlos würde dies nicht an der Firma vorbeigehen. Wünschenswert wäre sicher, dass sich die Hitzköpfe endlich beruhigen, sich einigen und der Rest der Welt sich wieder aufs Business konzentrieren könnten. Am Ende wollen ja alle nur das.
FMG ade - zurück zum Monopol im Festnetz
Zürich, 27.11.2018
Der Entscheid vom 27. November 2018 im Ständerat bezüglich der Fernmdelde Gesetzes-Revision (FMG) ist fatal. Es wurde mit grosser Unterstützung und Beifall einiger Ständerats-Vertreter der Randregionen gefällt. Eine verkehrte Welt!
Der Ständerat hat entschieden, dass die Technologieneutralität auf der letzten Meile nicht eingeführt wird. Damit ist es weder dem Telecom Regulator ComCom noch der Wettbewerbskommission Weko möglich, monopolistische Missbräuche festzustellen und zugunsten der potenziellen Kunden und Nutzer einzugreifen. Einzig der Bundesrat wird ermächtigt, einen Bericht zu verfassen, um mögliche Missstände aufzudecken. Solche Berichte nützen herzlich wenig, weil sie zum Zeitpunkt des Erscheinens im schnellebigen und dynamischen Telecom-Markt meistens bereits veraltet sind und den Nutzern gar nichts bringen. Nur Vertreter des Parlaments und die Vertreter der Telecom-Branche können sich dann an den Köpfen kratzen, was wohl getan werden könnte. Geschehen wird dann wohl gar nichts. Und eine einzige Firma wird dann wieder lachen.
Was ist geschehen: Die alternative Telecom-Anbieter und der Bundesrat forderten einen freien Zugang auf der letzten Meile, zu kostenbasierten Konditionen, um eigene Services und Innovationen zugunsten der Endkunden anbieten zu können. Mit der Kupferanschlussleitung TAL war dies eine Zeit lang möglich und die Endkundenpreise konnten effektiv deutlich gesenkt werden. Um Innovationen wirklich kostengünstig und wettbewerbsfähig umzusetzen, ist der Zugang zu Infrastrukturdiensten nötig. Nur werden diese sukzessive durch Glasfasern ersetzt. Grundsätzlich ist das löblich, dass die Teleomnetze aufgerüstet werden, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Dadurch fallen aber TAL-Leitungen und die damit verbundenen Angebote weg. Eine Aushebelung der regulierten Services wird Tatsache. Kommerzielle Glasfaserleitungen-Angebote (ALO/FTTH) oder Services sind um das doppelte teurer und verhindern wettbewerbsfähige Endkundenpreise - insbesondere in den Randregionen. Randregionen bezahlen heute für simple Internet Services teilweise bis zu acht-fach höhere Preise als in Städten (Aussage Frau Bundesrätin Doris Leuthardt in der Ständeratssitzung). Dieser Missstand kann nun amteswegen nicht wie bei TAL behoben werden. Ein stimulierter Wettbewerb im Festnetz entfällt und die Monopolisierung der letzten Meile wurde durch den Ständeratsentscheid nun endgültig festgeschrieben. Schade für die Telecom-Schweiz - ein grosse Chance wurde erneut verpasst!
Es ist zu hoffen, dass die Mobilanbieter speziell in den Randregionen mit dem neuen Mobilstandard 5G und den bestehenden 4G/LTE+ Diensten den Wettbewerb anheizen und mit hohen Bandbreiten, günstige Internet Anschlüsse realisieren und diese Regionen versorgen. Nur damit kann sichergestellt werden, dass die Randregionen die Stadtflucht bremsen können, dass KMU und grössere Firmen vor Ort bleiben und den Anschluss nicht verpassen. Und zu aller letzt will keiner dies mehr: Ein staatliches Telecom-Monopol.